Wenn du diesen Beitrag liest, kann das aus zwei Gründen sein: Entweder bist du von selbst darauf gekommen, dass die KLE mit ihrem drehfreudigen Motor das ideale Straßen-Heiz-Gerät ist, oder dein Nachbar hat dir seine alte Maschine für einen symbolischen Euro verkauft. Wie dem auch sei... Jetzt hast du eine KLE 500 und wunderst dich, wie du mit ein paar günstigen Modifikationen eine S1000RR zum Frühstück verspeisende Wunderwaffe daraus machen kannst.
Technische Modifikationen:
Das erste, was dir auffallen wird, wenn du aus einem sportlichen Background kommst, ist, dass es für die Kawa mit ihren 21- und 19-Zoll-Felgen keine Supersportbereifung gibt. Das ist allerdings kein Problem. Gott hat uns immer nach mehr Grip suchenden Sündern mit dem Conti TrailAttack 3 gesegnet. Dieser Reifen ist nicht nur unglaublich schnell auf Temperatur, sondern hält laut einem GS-Futzi aus dem Forum sogar um die 20.000 km. Und das Wichtigste: Er kann auf der Straße mit jedem Supersportreifen mithalten.
Grip haben wir jetzt also genug.
Damit ergibt sich allerdings das nächste Problem: Die Fußrasten der KLE sind viel zu niedrig. Zum Glück hat Kawasaki es uns leicht gemacht, dieses Problem zu lösen. Erstens muss die Vorspannung des Federbeins komplett hochgedreht werden, dann muss die Gabel so hoch wie möglich in die Gabelbrücke gesteckt werden. Damit gewinnen wir schon mal ein paar Zentimeter. Dann ist es notwendig, die Angstnippel von den Fußrasten zu entfernen. Und jetzt kommt der Geheimtipp: Die KLE hat mit Gummi ummantelte Fußrasten. Wenn wir die so lassen, wäre beim ersten Rastenschleifer der Highsider unumgänglich. Also ist es notwendig, mit einem Cuttermesser die äußerste Schicht des Gummis unten wegzuschneiden. Dann steht dem Schleifvergnügen nichts mehr im Weg.
Leider kommt die unglaubliche Leistung der KLE mit einem leichten Nachteil: Gewichtsmäßig ist das Ding ungefähr auf dem Level einer Goldwing. Die Kawasaki-Ingenieure haben zwar versucht, Gewicht einzusparen, leider jedoch mit einer unterdimensionierten Gabel und nur einer Bremsscheibe. Wenn man also eine Chance haben will, diesen Güterzug bis zum Kurvenscheitel auf die richtige Geschwindigkeit zu bremsen, muss man alle Register ziehen. Das bedeutet: Rennbremsflüssigkeit, Sinterbremsbeläge und eine Anpassung des Fahrstils sind notwendig.
Änderung des Fahrstils
Genau, die KLE hat ihre Eigenheiten, und um ihr massives Potenzial voll auszuschöpfen, muss man sich anpassen.
Und egal was im Forum geschrieben wir, der Motor der KLE ist unglaublich Standfest und will hoch gedreht werden. Hab also kein schlechtes Gewissen und dreh das Ding bis 10.000 Touren.
Bremsen:
Die KLE hat zwar eine komplett unterdimensionierte Vorderradbremse, aber glücklicherweise gibt es ja eine zweite. Also musst du dir angewöhnen, auch die hintere Bremse zu benutzen. Bei modernen Supersportlern ist die Hinterradbremse nahezu unnötig. Auf der KLE ist der richtige und kompetente Einsatz der hinteren Bremse jedoch nicht nur notwendig, um so spät wie möglich den Anker zu werfen, sondern unter Umständen auch überlebenswichtig bei einer Notbremsung.
Körperposition:
Wenn du die oben genannten Schritte befolgt hast, hast du jetzt ein Motorrad, das du komfortabel bis auf die Raste lehnen kannst. Noch mehr Schräglage ist allerdings nicht ratsam, da die Contis zwar kompetente Tourenreifen sind, aber irgendwann an ihre Grenzen stoßen. Wir wollen ja nicht in der ersten Kurve unsere Fahrt beenden, oder?
Das heißt: Mehr Kurvenspeed durch mehr Schräglage ist ausgeschlossen. Was wir aber tun können, ist unsere Körperposition anpassen. Hier können wir uns eine Scheibe von der MotoGP abschneiden. Das ideale Vorbild ist hier Jorge Martín – extremer wird's nicht, und genau das brauchen wir. Denn jeder Zentimeter, den du deinen Körper nach unten und nach innen verlagerst, erhöht deinen möglichen Kurvenspeed.Jorge martinn.PNGUnbenannt.PNG
Fahrstil:
Exzessive Schräglage und brutales Bremsen können wir vergessen. Wie holen wir also gegen eine Supersportmaschine wie die S1000RR auf, wenn wir am Kurveneingang (Bremse), Kurvenscheitel (begrenzte Schräglage) und am Kurvenausgang (50 PS gegen 200 PS) überall den Kürzeren ziehen?
Nun, eine Sache haben wir noch, in der wir dem durchschnittlichen Straßenrossi überlegen sind:
Wir kennen im Idealfall die Strecke und wissen, was das sogenannte Racing-V ist.
Das bedeutet, wir versuchen, die Kurve wie ein "V" zu fahren:
- Wir bremsen nahezu gerade in den Scheitelpunkt der Kurve hinein (genau hier holen wir das meiste raus),
- drehen das Bike dann so schnell wie möglich Richtung Kurvenausgang,
- und beschleunigen dann so schnell und gerade wie möglich aus der Kurve heraus.
Hier dargestellt das Racing V: Rot die Bremsphase, Blau der RIchtungswechsel mit Stützgas und grün die Beschleunigungsphase
Klingt einfach, macht dich aber schneller als 90 % der RS660- und R7-Fahrer. Zudem reduziert es das Sturzrisiko, da es die Zeit in maximaler Schräglage verkürzt.
Mit diesen wenigen Tipps solltest auch du jetzt in der Lage sein, den Ruf der KLE auf der Straße zu verteidigen.
(Das ist kein Aufruf, auf der öffentlichen Straße Rennen zu fahren, und ich möchte auch niemanden dazu anstiften, sich oder andere im Straßenverkehr zu gefährden.)