Die Symptome am Berg, die ich in meinem Reisebericht kurz geschildert hatte waren: mit jedem zusätzlichen Höhenmeter zunehmend schlechteres Gas-Annehmen, das bis zum reinen On-Off-Spektakel führte - und das unterhalb von 2000 Metern! (Ein besonderer Genuss, wenn man bedenkt, wieviele Haarnadelkurven die Tremola hat). Dazu ein Gestank, hinter dem sich die MZ locker hätte verstecken können. Luftmangel eben. Auf dem Weg zur 2050 m gelegenen Passhöhe hatte ich zwischendurch die Hoffnung aufgegeben, noch oben anzukommen... ;huh;
Also! Die Sache mit dem Luftmangel kann man lösen – und auch wieder nicht! Ich kann mit zusätzlichen „Luftlöchern“ im Ansauggeräuschdämpfer natürlich auch diesen Motor dazu bringen, auf den Pässen sein Bestes zu geben. Kinderspiel. Was aber, wenn ich mich auf den Weg ins Rheinland mache? Köln liegt 40 m ü. NN, nicht 2.400. Dort werde ich mit der infolge der aufgrund alpiner Vorgaben gemachten Einstellung des Ansaugtraktes eben wieder Probleme bekommen. Diesmal die der Abmagerung. Und die sind durchaus gefährlicher für Mensch und Maschine als die verrußten Zündkerzen am Gotthard. (Wer einmal mit einem Kolbenklemmer auf der Mittelspur der A4 zwischen Aachen und Köln gestrandet ist, weiß was ich meine. Den kurzen Weg auf den Standstreifen überlebte ich lediglich, weil wir nicht Montagmorgen hatten und die LKW-Fahrer einigermaßen ausgeschlafen waren...) (Der Ordnung halber: das war mit der ETZ, deren Benzinzufuhr nicht ausreichend gepflegt war...)
Nur zur Provokation: „Man kann diesen Motor nicht richtig einstellen! Er ist eine Fehlkonstruktion.“ Wer in Schleswig-Holstein oder in den Niederlanden lebt wird das Problem als gering einschätzen. Wir haben hier im Umkreis von 100 km jedoch Höhenunterschiede zwischen 400 und 2400 Metern. Was soll ich da richtig machen?
Meine TS 150 lief mit ihren 10,5 PS elegant von Köln bis zum Stilfser Joch mit ein und derselben Bedüsung. Die wesentlich weiter entwickelte ETZ 150 mit ihren immerhin 100 PS/l stand dem in nichts nach. Was empfehlt Ihr mir für die ebenfalls 100 PS/l leistende KLE? Ich weiß nicht weiter.
Es handelt sich ja nicht um irgend ein hochgezüchtetes Rennsportgerät, das bei jedem Wetterumschwung neu kalibriert werden muss.
Im Grunde hilft hier kein Rimfire sondern nur zwei Gartenschläuche mit Kugelventilen und einem erfahrenen Maschinisten, der diese je nach Motor-Leistungs-Verhalten je nach Höhenmetern zu regeln weiß. Ein düsteres Szenario.
Ich hoffe aber, dass ich mich irre, denn bei Euch gibt es einige, die mit ihren Maschinen nicht nur die Alpen sondern auch den Balkan erobern und sogar bis in die Anden vordringen! Da muss es also doch mit einer einmal richtig eingestellten Maschine möglich sein, von Meereshöhe auf Passhöhe und wieder zurück zu kommen. Denn auf Meereshöhe haben ebendiese ja auch kein Loch im Kolben...
Ich hoffe also sehnlichst auf einen Ratschlag. Einen der genau das Problem trifft. Denn im Moment bin ich ein Schiffbrüchiger ohne Kompass und Karte. Ich werde morgen (wahrscheinlich bei Regen) probeweise aufs Furkajoch fahren und bin jetzt schon überzeugt, dass die Maschine dort 1 A laufen wird. Nur dass ich mich damit dann nicht mehr hinunter auf Meereshöhe traue...
Die Ventile sind eingestellt, die Vergaser abgegelichen, die Zündkerzen über jeden Zweifel erhaben, der Luftfilter neu, Tank und Leitungen sauber, dreck- und rostfrei, die Schläuche einwandfrei, die Maschine startet auch nach wochenlangem Stillstand sofort. Alles ist gewartet und gepflegt – diese Dinge können wir also schon mal ausschließen. Der Spritverbrauch war bisher regelmäßig bei 5,7 – 5,8 l/100 km.
Bis in Bälde
Euer Heiner