Vorwort:
Nur dass nicht alle hier denken ich sei total bekloppt !
Als ich meine GPZ vor einigen Jahren gekauft hatte, stellte sich heraus das ein Zylinder verschlissen war ( der Vorbesitzer war wohl einige Zeit mit überlaufendem Vergaser durch die Gegend gegurkt ). Da traf es sich gut das im Internet gerade ein gebrauchter Motor mit wenig KM angeboten wurde, hab ich gleich zugeschlagen. Der alte Motor lag dann eine Zeit lang im Keller rum bis ich eines Winters auf die Idee kam " da könnte man ja ein Tuning-Projekt starten " und wie das bei manchen Projekten so ist, entwickeln die manchmal so eine gewisse Eigendynamik. *80
Das Ziel:
die Mitte sollte fülliger werden und ein paar PS mehr können natürlich auch nicht schaden. Da ein Zylinder eh defekt war wollte ich den Motor aufbohren und ZZR Kolben einbauen ( wird ja hier immer mal wieder diskutiert ). Weiterhin sollte die Verdichtung steigen ( origanal 10,8:1 angestrebt hatte ich 11,5:1 ) da es ja Normalbenzin eh bald nicht mehr gibt.
Umsetzung:
1. ZZR-Kolben
Der Kawa Händler hatte welche da und so konnte ich mit Schieblehre und Waage bewaffnet mal ein paar Daten gewinnen. Das sah auf den ersten Blick ganz passend aus,
zog dann aber doch einen Rattenschwanz von Problemen nach sich.
- die Kompressionshöhe der ZZR Kolben war geringer , dadurch sinkt die Verdichtung. Also den Zylinderkopf und den Zylinder abplanen. Am Kopf geht nicht mehr wie 0,3 mm da man sonst die Ventilsitze anfräst und am Zylinder gehen max. 0,6 mm da sonst der Quetschspalt und der Abstand der Ventile zum Kolben zu eng wird. Das Ergebnis war dann eine Verdichtung von 11,0 : 1. Weiterhin waren durch das abplanen jetzt Langlöcher in den Nockenwellenzahnrädern nötig damit die, jetzt verschobenen, Steuerzeiten wieder richtig eingestellt werden konnten.
- es gibt keine passende Zylinderkopfdichtung ( + 2 mm Bohrungsdurchmesser ). da es sich bei der originalen Kopfdichtung um eine Metall-Sickendichtung handelt war dieses Problem relativ einfach zu lösen. Ich habe einfach die Dichtung auf dem aufgebohrten Zylinder mittels langer Schrauben vorsichtig fixiert und dann mit einem Dremel die Zyl-Bohrungen der Dichtung erweitert.
- Desachsierung ( außermittige Anordnung ) des Kolbenbolzens. ( hatte ich übersehen / nicht beachtet )
Die Desachsierung soll den Zeitpunkt, zu dem der Kolben zwischen Verdichtungs- und Arbeitstakt die Seiten wechselt, in den Bereich möglichst geringen Drucks vorverschieben. So bleiben Geräuschentwicklung und Verschleiß gering. Unser Twin hat die Motordrehrichtung sozusagen "rückwärts" ( von der linken Seite gesehen, im Uhrzeigersinn ). Der ZZR- Motor dreht genau anders rum, deshalb ist die Desachsierung der ZZR Kolben genau zur anderen Seite. Die Folge war das der Kolbenkipp-Punkt in den Bereich nach Zündzeitpunkt verschoben wurde, in dem schon der volle Verbrennungsdruck auf den Kolben wirkt, was einen enormen Verschleß der Zylinderlaufbahn zur Folge hatte und der arme Motor nach ca. 2500 km das "Ölsaufen" anfing. Hätte ich's vorher gemerkt, hätte ich die kolben einfach um 180° verdreht eingebaut und alles wäre wunderbar gewesen.
Fazit:
Der Aufwand lohnt nicht. Es ist zwar ein Drehmomentgewinn spürbar aber nur mit aufbohren und Kolben reinstecken ist es hat nicht getan. Falls es doch jemand versuchen will ich hab noch zwei ZZR Kolben mit erst 2500 Km Laufleistung günstig abzugeben :-)) . Die Kolben haben komischerweise noch Einbaumaß, nur die Zylinder haben in Längsrichtung Verschleiß und sind oval.
Gruß Thomas
Fortsetzung folgt: Steuerzeiten und scharfe Nockenwellen.........